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Elli Peonidou: Magdalini, Magda, Maggie...

  635 Wörter 2 Minuten 1.054 × gelesen
2017-01-29 2017-04-24 29.01.2017

Maggie nennt sie ihr Mann Nick, Mimi wird sie von ihrem Enkel gerufen, Madlene ist sie für ihre Bekannten. Magda – “der Name ihrer Großmutter Magdalini, getrennt in der Mitte“ – so hat sie seit vielen Jahren niemand mehr genannt. Als sie auf einer Party in New York von einem “Gesicht, das sie hinter dicken Brillengläsern anschaute“ mit Magda angeredet wird, weckt allein das bei ihr plötzlich Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugendzeit – als sie Griechisch sprach und mit ihrer Familie auf Zypern lebte. Sie hat diese Zeit aus ihrem Leben verdrängt Seit sie vor mehr als 30 Jahren nach England gegangen ist, um Architektur zu studieren, hat sie nicht mehr ihre Heimatinsel betreten, die Kontakte dorthin hat sie abgebrochen. Als Frau eines erfolgreichen englischen Architekten und Mutter von mittlerweile drei erwachsenen Kindern lebt sie gut situiert und glücklich in London – zumindest denkt sie das. Denn durch die plötzliche Begegnung mit ihrem Landsmann Alexis Stassinos, einem ihrer treuen Verehrer aus der Jugendzeit, wird “Magdalini, Magda, Maggie...“, so der Titel des im Romiosini Verlag erschienenen lesenswerten Romandebüts der bekannten Dichterin und Kinderbuchautorin Elli Peonidou aus Zypern, aus ihrem in der neuen Heimat eingerichteten Leben hinaus katapultiert. Ein Philologe und Universitätsprofessor in Amerika ist aus dem unbeholfenen, schüchternen Jungen von damals geworden, der ihr bis zu ihrem Weggang von Zypern aus Zuneigung wie ein Schatten gefolgt war und jetzt in ihr, die “nach dreißig Jahren schlicht und einfach nur eine Großmutter“ ist, Selbstzweifel weckt. Äußerlich geht MaggiesMagdas Leben zwar zunächst in seinen gewohnten Bahnen weiter, sie kümmert sich um ihren Mann und ihre Kinder, die ihre eigenen Probleme haben, doch innerlich sind die Erinnerungen allgegenwärtig. Geschickt wechselt die Autorin – manchmal innerhalb eines Satzes – zwischen Gegenwart und Vergangenheit und macht damit den Zwiespalt, in dem sich die Hauptprotagonistin ihres Romans befindet, besonders deutlich. Ist sie, “die süße, die adrette, die ideale Ehefrau von Nikolas Stevens, dem berühmten Architekten, ach, ja, und Mutter von drei netten, erfolgreichen Kindern“ zu kurz gekommen Hätte sie mehr aus ihrem Leben machen können Das sind Fragen, die sich sicher viele Frauen in ihrem Leben stellen. Doch bei MaggieMagda geht es noch um mehr Sie hat als junger Mensch ihre Heimat verlassen, hat ihre Wurzeln gekappt. Und als sie dem Mann, der ihre ganze Jugend, die Insel und ihr Leid mit sich trägt und niemals aufgehört hat, sie zu lieben, gegenübersteht, erkennt sie, dass sie trotz allem Positiven, das sie in ihrem Leben in der neuen Heimat erfahren hat, zwischen den Welten steht. Sie macht sich auf – zu einem schmerzlichen Rückweg in die alte Heimat, wo sie erfahren muss, dass auch dort das Leben weitergegangen ist Die Insel ist geteilt, Orte und Gebäude sind verschwunden oder haben sich verändert, ihre einstige beste Freundin ist von einer schweren Krebskrankheit gezeichnet. Doch von ihren Familienangehörigen wird sie begrüßt wie eine, “die von den Toten auferstanden ist“. Sie erfährt beschämt, dass man in der Familie stolz auf sie ist, auf ihr Glück im Leben, auf ihre Kinder. Elli Peonidou, die 1940 in Vassa beim LemessosLimasol auf Zypern geboren wurde, wo sie heute mit ihrem Mann Panikos Peonidis, ebenfalls Schriftsteller, heute vorwiegend wohnt, setzt sich in ihrem flüssig geschriebenen Roman mit aktuellen Themen auseinander und erweist sich als gute, sensible Beobachterin. Eindringliche Charakterschilderungen ganz unterschiedlicher Menschen machen “Magdalini, Magda, Maggie...“ – Namen einer Großmutter, Mutter, Ehefrau, Tochter, viele Frauen, die eigentlich nur eine sind, nämlich sie selbst – zu einem gelungenen Romandebüt der mit vielen Preisen ausgezeichneten Verfasserin von Büchern und Theaterstücken für Kinder und Jugendliche. Außerdem hat Elli Peonidou auch Gedichtsammlungen veröffentlicht, Anthologien zusammengestellt und herausgegeben, Essays verfasst und eine Reihe von Werken der Weltliteratur ins Griechische übertragen.

Elli Peonidou Magdalini, Magda, Maggie...
Roman.
Aus dem Griechischen von Brigitte Athanassopoulos.
Romiosini Verlag Köln.
300 Seiten.
ISBN 978-3-929889-82-6.

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